Ethik im Business – Lug und Betrug

Die Wirtschaftsskandale der letzten Jahre lassen vielfach gängige Geschäftspraktiken in einem neuen, düsteren oftmals durch Betrug geprägtem Licht erscheinen. Was früher als Ausgekochtheit, Schlitzohrigkeit oder raffinierte Verhandlungstaktik gelobt wurde, nennt man jetzt mit anderen Namen: Pokern, Manipulieren oder gar Betrug.

Die Sensibilität für Ethik in der Wirtschaft ist spürbar gestiegen. Nicht wenige Manager fragen sich: Sind Lug und Betrug heute wirklich probate Mittel für ein erfolgreiches Business? Ist die Gier, die uns als „Profitorientierung“ so lange selbstverständlich erschien, tatsächlich ein Faktor für den nachhaltigen Unternehmenserfolg?

Ein Umdenken findet statt. Wie aber lässt sich im Unternehmen Business-Ethik implementieren, um nachhaltig erfolgreich zu sein?

Womit beginnt Betrug und an welchem Punkt überschreitet er die Grenze zum Kriminellen? Sind betrügerische Delikte heutzutage allgegenwärtig im Business? Werden sie aufgedeckt oder geschehen sie im Kleinen, „im Hinterzimmer“? Fragt man Geschäftsleute danach, ob Betrügen im Business akzeptabel ist, wird dies in der Regel verneint. Das kommt vermutlich daher, dass mit Betrug meist große Skandale oder Prozesse in Verbindung gebracht werden, die hohe Strafen zur Folge haben. So z.B. der Handel mit gefälschten Arzneimitteln oder die Geschäfte der Bankmanager in der viel zitierten Finanzkrise.

Der Fall Enron

Doch auch in der Vergangenheit wurden mit betrügerischen Mitteln Geschäfte gemacht. Erinnern wir uns an den Fall Enron: Der Energiekonzern gehörte zu den zehn größten Konzernen der USA und bezeichnete sich in Veröffentlichungen gerne als „The World’s Greatest Company“. Enron beschäftigte über 20.000 Mitarbeiter und verursachte aufgrund fortgesetzter Bilanzfälschung einen der größten Unternehmensskandale der letzten Jahre. Im Oktober 2001 bestätigte Enron, dass die US-Börsenaufsicht SEC eine Voruntersuchung begonnen hat und gestand in der Folge ein, dass Gewinne in den Jahren zuvor um 1,2 Mrd. US-Dollar zu hoch ausgewiesen wurden. Das Unternehmen hatte seine Bilanz in der Hauptsache mit Luftbuchungen frisiert, am 2. Dezember 2001 meldete das dann Insolvenz an.

Im Februar 2002 wurde bekannt, dass rund 500 Enron-Manager kurz vor der Pleite ihres Konzerns kräftige Bonuszahlungen erhalten hatten. Der in den Enron-Skandal verwickelte und im Folge der Ermittlungen um Enron schließlich kollabierte Wirtschaftsprüfungs-Konzern Arthur Andersen wurde im Oktober 2002 wegen Behinderung der Justiz zu einer Geldbuße von 500.000 US-Dollar verurteilt.

Führungskräfte als Vorbild

Diese Tatbestände sind zweifelsfrei auf betrügerisches Verhalten zurückzuführen. Hier wurde der Betrug vor allem zu dem Zweck eingesetzt, Profit aus dem Ergebnis des Betruges zu ziehen – ohne Rücksicht auf Verluste. Sollte erfolgreiches Business nicht ohne Betrug auskommen, wenn vor allem Vertrauen zu einer erfolgreichen Kunden- und Mitarbeiterbeziehung gehört? Das Vertrauen wird durch Betrügen zerstört, so dass der ursprüngliche Profit, der mit dem Einsatz dieser unprobaten Mitteln vermutlich erzielt werden sollte, später wieder durch den Verlust des Kunden und des Images verloren geht. Sollten Führungskräfte ihre Sensibilität für dieses Thema nicht immer wieder schärfen und an ihre Mitarbeiter weitergeben? Die klare Definition von Führungsgrundsätzen wie Offenheit und Transparenz im Innen- und Außenverhältnis kann sicher ein Schritt sein, um Missstände abzubauen.

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